Biographie

Jaroslav Krček (1939) läßt sich nicht einfach seiner Stilorientierung nach in irgend ein vorbereitetes Fach einkasteln, man kann ihm nicht den Zettel Traditionalist oder Experimentator aufkleben oder ihn als dramatischen, sinfonischen oder Vokalkomponisten klassifizieren. Krček greift in alle ibigen Gebiete ein und erweitert sie immer noch um neue. Heute ist er eine ausgeprägte Persönlichkeit, bei der sich Sphären begegnen und durchsteigen, die bei anderen Autoren schwer vereinbar wären.

Seit seinen Studienjahren interessiert er sich für die Folklore und damit auch für anonyme Musikkreationen der tschechischen Musikgeschichte, sowie etwa für alte geistliche Lieder, für Kompositionen aus alten Gesangbüchern der Barock – und Renaissancezeit, für Weihnachtslieder usw. Dies ist ein Musikzweig, in dem er restlos bewandert ist und zu dem er auch ein tiefes inniges Verhältnis hat. Daher die unzähligen Bearbeitungen von Volksliedern aus der Zeit seines Wirkens im Pilsner Rundfunk und freilich auch die vielen Stilisierungen, die nicht mehr für floklorictische Gruppen, sondern für sein eigenes Ensemble Musica Bohemica bestimmt waren. Diese Adaptationen volkstümlicher Vorlagen haben bereits einen völlig persönlichen Charakter und unterscheiden sich durch den hohen Grad ihrer Stilisierung in markanter Weise von einfachen Arrangements.

Mit dieser Aktivität will Jaroslav Krček bei seinen Zuhörern die Neigung zur volkstümlicher und historisch anonymen Musik erwecken. Deshalb ist er bestrebt, sie lebendig, ohne okademische Starrheit mit der dieser Kinst eigenen Spontaneität darzubieten und legt gleichzeitig seinem Publikum eine künstlerisch ausgeprägte Ausdrucksform vor, die sich den höchsten kritischen Maßstäben stellen kann.

Parallel mit diesem ausgeprägten historisch-folkloristischen Interesse verläuft die zweite Linie seines Schaffens: die eigene kompositorische Arbeit auf sinfonischem, kammermusikalischem und vokalem Gebiet. Auch in dieser Sphäre entwickelte Krček eigene, vom modischen Trend unabhängige Ansichten. Er vertrat nie irgend ein orthodoxes Kunstkredo, ließ sich nicht von vorbestimmten Regeln binden und unterlag nie dem Diktat der verschiedensten Kompositionstechniken, die nach langen Jahren der Verbote vor den Sechzigern als neue Rettung der Musik auftauchten. Dagegen sollte seine Musik – und dahin ging sein Bestreben – zur Lebensbeschönigung gedeihen, den Zuhörer beeindrucken und von ihm aufgenommen werden.

Am Konservatorium studierte er bei Prof. Kabeláč; er war von ihm beeinflußt, wurde jedoch nie sein Epigone. Seine Musikwelt hat ihre Qualitäten. richtet sich nach eigenen Vorstellungen.